Call for Papers anlässlich der Herbsttagung der DVPB vom 17.–19. November 2022 im digitalen Raum des Landesverbands Baden-Württemberg

In Reaktion auf ein Naturereignis zu Distanzformaten gezwungen, muss die fachdidaktische Reflexion nun nachholen, was ihr gesellschaftliche wie technische Entwicklungen seit Jahren weitgehend unbeachtet aufgetragen haben.

Im Zuge der Corona-Pandemie wurde eine weitestgehend überraschte Profession vor Herausforderungen gestellt, die nicht länger als Zwischenspiel eines Ausnahmezustandes abgetan werden können, sondern vielfach längst zur »Normalität« gehören – eine Normalität, die auch bereits vor der Pandemie von sozialer Ungleichheit, weitreichenden Gewaltverhältnissen und der existenziellen Bedrohung menschlichen Lebens auf dem Planeten geprägt war. In diesem Kontext bedarf es einer grundsätzlichen Reflexion der Möglichkeitsbedingungen »digitaler Souveränität« – die sich eben nicht getrennt von »analoger« Mündigkeit betrachten lässt.

Insbesondere wenn wir »digitale Souveränität« als die „Summe aller Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können“ (Kompetenzzentrum öffentliche IT 2017) verstehen, ist der Zusammenhang zwischen Bildung und Digitalisierung – verstanden nicht nur als Einsatz digitaler Werkzeuge, sondern auch als gesellschaftlicher Wandel – für politische Bildner*innen in einer digitalisierten Welt bedeutsam.

In diesen Diskursen scheint die Politische Bildung aber weitestgehend abgehängt und wird sowohl von anderen Disziplinen (etwa der Medienpädagogik) als auch von privaten Unternehmen, die den Bildungssektor zunehmend als Markt entdecken, verdrängt.

Die Herbsttagung nimmt diese Konfliktlinien zum Anlass und soll nicht nur ein Nachdenken über »digitale Souveränität« im Feld der Politischen Bildung anstoßen, sondern auch zur Vernetzung mit einschlägigen, aber bisher nicht in den Blick genommenen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen beitragen.

Der Phänomenbereich »Digitalität« soll bei der Herbsttagung der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung vom 17.–19. November 2022 nicht nur als Inhalt, sondern auch als Methode begriffen werden. Deshalb bitten wir um Vorschläge für Beiträge in frei wählbarer, möglichst interaktiver und dialogischer Form aus der Bildungspraxis, den Fachwissenschaften aller Bezugsdisziplinen und der Fachdidaktik der Politischen Bildung (aller schul- und außerschulischer Praxisformen), beispielsweise zu folgenden Themenfeldern:

· Welche Begriffsverständnisse von »digitaler Souveränität« und gesellschaftstheoretischen Analysen können für die fachdidaktische Reflexion fruchtbar gemacht werden?
· Welche Einwände, Kritiken oder Klärungsversuche im Diskurs um »digitale Souveränität« lassen sich für die Politische Bildung formulieren?
· Wie kann Politische Bildung die demokratische Teilhabe in einer digitalisierten Welt unterstützen und die Mitbestimmung über die Ausgestaltung dieser Welt ermöglichen?
· Wie kann sich Politische Bildung im Bildungsbereich angesichts einer politisch einflussreichen Marktlogik positionieren, ohne selbst den Anschluss an Digitalisierungsprozesse zu verlieren? Wie lässt sich die digitale Infrastruktur als wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge denken?
· Welche Bedeutung haben die im Diskurs um »digitale Souveränität« vorgeschlagenen Konzepte wie FOSS (Free & Open Source Software) für die Politische Bildung?

Die Tagung findet in Kooperation mit der Heidelberg School of Education (Universität und Pädagogische Hochschule Heidelberg) statt.
Bitte senden Sie Ihre Abstracts im Umfang von max. 2.500 Zeichen (inklusive Leerzeichen; exklusive Literaturangaben) bis zum 15.07.2022 als PDF an herbsttagung@dvpb-bw.de

Ständig aktualisierte Informationen finden Sie auf der Webseite zur Herbsttagung unter https://herbsttagung.dvpb-bw.de

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!